Kleiner Audienzsaal

Premierminister. Nehmen Sie Platz. Tee? Pontneuf hat mich von der Bekanntgabe des Herrn von Brak und Ghur unterrichtet. Mit seinem Schritt verlieren Sie nicht nur die parlamentarische Mehrheit, sondern auch die Initiative. Wie sieht Ihr Plan aus?

Danke, Majestät. Vielen Dank, ich nehme gern eine Tasse. Schenkt sich eine Tasse Tee ein, fügt einen Löffel Zucker hinzu und beginnt langsam umzurühren. Nun, dieser Schritt Braks war ja vorherzusehen. Es musste soweit kommen. Ich beabsichtige nun, eine Regierungsumbildung vorzunehmen. Ich werde entweder die Sozialliberalen in die Koalition integrieren, oder eine Minderheitsregierung bilden. Oder Brak lässt sich mit einem zusätzlichen Ministerposten abspeisen, das ist nämlich das äusserste, was ich ihm geben kann. Ich werde Sie bitten, einige Minister zu entlassen, oder ich werde meinen Rücktritt anbieten, um eine neue Regierung vorstellen zu können.

Meinen Sie, Ihre Position ohne Neuwahlen aufrechterhalten zu können? Wenn Sie den beschriebenen Weg gehen möchten, werde ich mich für die entsprechenden Entlassungen und Ernennunfgen zur Verfügung halten.

Ja, gewiss. Eine Regierungsumbildung wird vollauf genügen. Neuwahlen wären eine Überreaktion und nur ein Triumph für die Föderalisten. Nun müssen bie besonnenen Kräfte ans Werk. Ich möchte kein grosses Büro aufmachen wegen dieser lächerlichen Angelegenheit.

Wie Sie meinen. Aber eine Minderheitsregierung dürfte es im Unterhaus nicht leicht haben. Meinen Sie, Sie sind dem gewachsen, nachdem Sie bisher im Haus eher eine schwache Position eingenommen haben? Ich denke vor allem an Ihre an sich begrüssenswerten Reformbestrebungen hinsichtlich der Datenverwaltung und die parlamentarischen Reaktionen, die sie ausgelöst haben.

Diese inszenierten Störmanöver der Opposition sind doch ein normaler Bestandteil der parlamentarischen Demokratie. Die Arbeit der Regierung kann so jedenfalls nicht aufgehalten werden. Ich habe nun dem Unterhaus den Antrag gestellt, die Regierung mit der Ausarbeitung des geplanten Außenpolitikgesetzes zu beauftragen.

Haben Sie die Vorlage eingebracht? Schön. Aber wie steht es um Ihr Prestigevorhaben, der Registerreform? Wenn Sie da scheitern, werden Sie es schwehr haben, andernorts noch zu reüssieren.

Ich werde gewiss reüssieren. Majestät werde ich hernach bitten, einige Ministerien neu zu bestellen. Die Registerreform wird gewiss umgesetzt werden, das ist sicher.

Wie sieht denn Ihre Kabinettsliste aus, mit der Sie der Krise begegnen möchten, Premierminister?

Die Liste muss erst noch ausgearbeitet werden. Ich werde sie Ihnen dann rechtzeitig zukommen lassen.

Sie haben noch nicht mal eine Kabinettsliste und sprechen von einer Regierungsumbildung? Wenn Sie ein arbeitsfähiges neues Kabinett mit parlamentarischer Mehrheit bilden können, haben Sie mein Vertrauen und meine Unterstützung, aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt sehe ich keine andere Option, als Brauch und Überlieferung zu folgen und Ihren Rücktritt anzunehmen und Sie mit der vorläufigen Fortführung der Regierungsgeschäfte zu betrauen.

Eine ausgewogene Liste benötigt noch diverse Abklärungen. Das braucht Zeit, Majestät. Nun, ein Rücktritt der Gesamtregierung war ja wie gesagt eine meiner beiden Hauptoptionen. Ich reiche Ihnen gern mein Rücktrittsgesuch ein. Dies ermöglicht mir, in Ruhe mein neues Kabinett zu bestellen.

Das ist nicht nötig, Premierminister. Pontneuf hat alle erforderlichen Papiere vorbereitet. Sie brauchen nur hier zu unterschreiben.

Selbstverständlich. Da ich vorraussichtlich weiterhin Ihr Premierminister bleiben werde, ist es meine Pflicht, ein weiteres Thema anzusprechen. Stuck zieht seinen Federhalter aus dem Revers und unterzeichnet sein Gesuch um Entlassung.

Eine schlechte Nachricht wird nicht besser, in dem man sie verschweigt, Premierminister.

Die Causa Jules Blaise beschäftigt das Bureau zur Zeit intensiv. ich fürchte, wir können nicht um die ultima ratio umhin.

Ich verstehe. Das ist in der Tat ein Problem. Sehen Sie zu, daß der Bericht auf meinen Schreibtisch kommt. Jedenfalls erlaube ich nicht, daß das Bureau tätig wird, bevor ich mein Einverständnis dazu gegeben habe.

Ich verstehe. Vielen Dank für Ihre Zeit, Majestät, ich möchte Sie nicht länger aufhalten. Wir sehen uns morgen im Dom?

Wenn Sie nur nicht verschlafen. Sie dürfen sich entfernen, Premierminister. Pontneuf! Der Premierminister möchte gehen. Auf Wiedersehen.

Stuck erhebt sich, verneigt sich und verlässt rückwärts gehend den Raum.

Gott segne Sie, Euer Majestät.