Audienz bei Seiner Majestät

Bonjour mein lieber Großkanzler. Hat man Ihnen schon einen Kaffee eingeschenkt? Ich weiss es zu schätzen, daß Sie so kurzfristig erscheinen konnten. Sie können sich den Grund meines Ersuchens denken. Meine Regierung bereitet mir Kopfschmerzen. Noch zwei Wochen wie die letzten und sie implodiert.

Magistraten sind des Fürsten grösste Plage, Majestät. Problemen kann auch Abhilfe verschafft werden. In der Kunst der Lösung von Regierungskrisen gibt es keinen erfahreneren Mann auf beiden Archipelen, als Majestät.

Eine Regierungskrise können wir uns in der gegenwärtigen Situation überhaupt nicht leisten. Wenn Stuck das Vertrauen des Unterhauses verliert, muss ich ihn entlassen. Vielleicht kann er sich mit einer Regierungsumbildung noch zwei Monate länger halten. Wie kann sich Ceymur auf ergebnisorientierte Gespräche einlassen, wenn bei uns die Regierung fällt oder noch schlimmer Neuwahlen ausgeschrieben werden und wochenlang nicht klar ist, wohin die Regierung steuert? Auf dieser Basis können wir keine Lösung finden.

Wie es auch kommt, Sie können auf meine Unterstützung zählen. Vielleicht gelingt uns ja eine rasche und saubere Bildung einer starken neuen Regierung. Wie es der Zufall will, habe ich in den vergangenen Tage das eine oder andere Gespräch geführt. Es gibt in diesem Land auch noch vernünftige Menschen. Die müssen wir um uns scharen.

Ich danke Ihnen für Ihre Dienste. Wenn es soweit ist brauchen wir besonnene Köpfe, die sich der Sache widmen. Wir werden sehen, wie sich die Dinge entwickeln. Führen Sie Ihre Gespräche mit Bedacht, Born. Wenn die Presse Wind bekommt, wird sie es ausschlachten.

Ein gutes Auge ist des Hasen Weisheit. Ich werde mich hüten. Und wenn doch etwas publiziert werden sollte, würde ich es schon richtigzustellen wissen. Ich bin gewiss, es finden sich die geeigneten treuen Diener, um Majestät bei der Regierung des Landes zu unterstützen.

Dem Herzog wird der Mantel abgenommen, worauf er sich in den Saal führen lässt. Er verneigt sich vor dem König.

Majestät.

Herzog, setzen Sie sich. Das Wetter wird immer schöner dieser Tage. Ganz im Gegensatz zur Politik. Man kann nicht behaupten, daß Stuck es leicht hat. Sie sind ein erfahrener Staatsmann, lieber Callixt, was meinen Sie zu den aktuellen Entwicklungen?

Ich bin der letzte, der Ihnen Rat erteilen könnte, Majestät. Doch auf Ihren Wunsch hin habe ich diskrete Nachforschungen angestellt. Nun, Majestät, die Pläne des Premierministers, die Sozialliberalen in die Koalition einzubinden und die Föderalisten auszuschließen, werden, sagen wir einmal, bald scheitern. Seine Idee einer Minderheitsregierung ist, meiner bescheidenen Ansicht zufolge, zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine sehr ungünstige, weil instabile Regierungsoption. Auch wenn es unrealistisch erscheinen mag, das Beste wäre eine Fortsetzung der bisherigen Koalition unter Einschluss der Föderalisten - eine kleine Ministerrochade freilich miteinberechnet.

Meinen Sie, Herzog? Aber Stuck ist doch mit Failler hoffnungslos zerstritten? Nun, im Grunde wäre es ja tatsächlich das Beste. Aber Politik ist stets die Kunst des Machbaren - doch wem sage ich das. Ich danke Ihnen, Herzog. Erzählen Sie mir, Herzog, was gibt es bei Ihnen neues?

Nichts zu danken, Majestät. Sie werden es nicht glauben, aber ich habe vor wenigen Tagen einen Grafentitel geerbt. Das hat mich nun wirklich überrascht. Meine Anwälte kümmern sich um die Eintragung. Offensichtlich sollte ich meinen Stammbaum genauer studieren...

Tatsächlich? Interessant. Ich gratuliere Ihnen. Ihren Rat werde ich bedenken. Sie dürfen sich zurückziehen, Herzog. Guten Abend.

Ich empfehle mich, Majestät.